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Koloniale Spekula – Die militärische Stadt / Peter Volgger, Stefan Graf & Arno Hofer

30.09.2013

Die Rekonstruktion der militärischen Ursprünge und Superstrukturen von Asmara folgt dem Gedanken, dass der Begriff der (architektonischen oder allgemeiner künstlerischen) Avantgarde  zuerst in militärischen Kontexten verwendet wurde, um die Vorhut einer Armee zu bezeichnen. Damit wird betont, dass die autonome Praxis des Architekten dem Modell des Krieges und der Zerstörung folgt. Diesen Ansatz finden wir im kolonialen Laboratorium der europäischen Modernefantasien in Afrika genauso wie in der These Virilios, die Stadt habe ihren Ursprung im Krieg. Architektonische und urbane Formen werden in der Kolonie zu Instrumenten der Kriegsführung: in den Fällen, wo es bereits Strukturen gibt, werden diese rücksichtslos zerschlagen. Dieses vermeintlich urbane Design der Destruktion schafft zahlreiche funktionale Veränderungen im Gesicht der Städte, die unmittelbar den Kontrollinteressen der Besatzungsmacht dienen. Die Zerstörung ganzer Viertel, die großzügige Verbreiterung von Straßen sowie die rücksichtslose Schaffung von Aufmarschplätzen dienen vor allem der vereinfachten militärischen Bewegung im Kampf gegen den lokalen Widerstand. So gab es bei den französischen Kolonialherren die Idee,  die im kolonialen Kontext entwickelten Raumstrategien auch zur Reorganisation der metropolischen Städte in Europa anzuwenden. Der Architekt und Architekturkritiker Eyal Weizman glaubt, dass die militärischen Operationen und physischen Eingriffe in den kolonialen Stadtraum eine wechselseitig konstitutive Beziehung mit der Genese der modernen Urbanistik als eigenständige Disziplin unterhalten.

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