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Die schlafende Schöne / Peter Volgger

30.09.2013

Asmara beherbergt weltweit eines der größten geschlossenen Ensembles der Architektur der klassischen Moderne und soll möglicherweise in das Weltkulturerbe aufgenommen werden. Das Projekt nimmt diesen Ansatz auf, weist aber auch darauf hin, dass Asmara nicht nur die „Frozen City“ ist – eine Zeitmaschine, die Vergangenheit konserviert. Die Stadt ist das Produkt komplexer Strategien der Aneignung. Die Eritreer haben sich die koloniale Architektur angeeignet und begegnen ihr vorurteilsfrei. Sie entdecken das touristische Potential ihres kolonialen Erbes, verwenden die Ikone aber auch für das eigene ‚nation-building-project’. Asmara wird damit zum paradigmatischen Ort der Konservierung eines ‚modernistischen Programms’ in einer postmodernen Welt. Erhalten geblieben ist nicht nur das Ensemble wie in einer Zeitblase, sondern auch ein ‚Programm’, welches das ‚fatale Potential der Moderne’ beinhaltet. Es geht nicht mehr nur um die Reklamation des eigenen ‚europäischen Erbes’, sondern um komplexe Überschneidungsformen von Urbanismus, Militarismus und Biopolitik, in deren Spannungsfeld der historische Parameter der Stadt steht. Asmara ist nicht nur ein Archiv der Erinnerung, sondern ein Ereignis, das sich wiederholt.

Das Projekt bleibt hier nicht stehen. Es beleuchtet die vielfältigen Strategien der Aneignung von Raum. Es gibt neben der offiziellen Planung Strategien, die sich aus dem ‚Urbanismus des Alltags’ entwickeln und zeigen, wie Menschen trotz schwieriger Verhältnisse kreative Nutzungsmöglichkeiten für die einzigartige Architektur ihrer Stadt finden.

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