Die Geschichte der Stadt erklärt Paul Virilio aus der Geschichte des Krieges, beziehungsweise aus dessen Vorbereitung. Der französische Philosoph sieht nicht in der Ökonomie den Ursprung von Städten, sondern im Krieg; das nennt er Logistik. „Die Logistik steht am Anfang der Kriegsökonomie, die danach zur Ökonomie überhaupt wird, und zwar so, daß sie die politische Ökonomie ersetzt.“ (Virilio 1983: 9) Die Stadtentwicklung von Asmara war ein militärisches Unterfangen.
In unserer Analyse wollen wir die militärischen Aspekte der Stadtplanung mittels Kartierung dieser sichtbar machen. Dazu behandeln wir einen Ausschnitt aus dem Zentrum von Asmara von ungefähr 4×3 km. Unterteilt wurde die Untersuchung in zeitliche Intervalle, die eine charakteristische Einheit für die Kolonisierung als auch für die Entwicklung der Stadt bilden. Militärische Aspekte sind vor allem Forts, Lager, Kasernen, sowie kriegsrelevante Infrastrukturen. Asmara diente für Mussolinis Armee als militärisches Sprungbrett für die Eroberung von Äthiopien und Addis Abeba, was zu massiven Investitionen und einem rasanten Bevölkerungswachstum in Asmara führte. Bedeutend für das italienische Heer waren die eritreischen Söldner, Ascari genannt. Sie kämpften an allen damalig relevanten Kriegsschauplätzen an der Seite ihrer Herrscher. Im Stadtbild schlägt sich dies durch die zahlreichen Ascari-Lager nieder, welche in gerasterten Siedlungen von Rundhütten unterbracht wurden. Auch heute noch findet man Exemplare dieser Bauten in Asmara. In unserer Analyse unterscheiden wir zunächst nicht zwischen gebauten und geplanten Gebäuden, sondern basieren unsere Darstellung auf das gesamte verfügbare Kartenmaterial. Zusätzlich beziehen wir militärisch relevante Gebäude aus der Gegenwartsstadt in unsere Analyse mit ein. Am Ende der Analyse überlagern wir alle Aspekte der militärischen Planung mit einem heutigen Schwarzplan desselben Gebietes: Planung und Realisierung soll somit sichtbar gemacht werden.