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Siedlungen – Eine Muttersprache / Christina Aschauer

19.06.2013

Das Projekt „Fundamentals“ startete mit einem Bohnenwurf. Kaffeebohnen, eine Methode des niederländischen Architekten Raoul Bunschoten, wurden auf eine Karte unseres Untersuchungsareal geworfen und so wurden die Orte per Zufall bestimmt, die wir genauer betrachten sollten.

Meine Bohne führte mich in eine Siedlung namens Birga, nahe dem Ort Götzens, bei Innsbruck. Als ich mich an einem verregneten, grauen Frühlingstag auf den Weg machte, um mir Birga genauer anzuschauen, glaubte ich anfangs nicht was ich sah. Zwar hatte ich mich zuvor auf Google Maps nach Birga erkundigt, doch die beeindruckende Topographie kam dabei nicht richtig rüber.

Birga befindet sich in einem Kessel, umgeben von steilen Wiesen und Wäldern. Ich hatte das Gefühl, der Boden auf dem die Siedlung stand, war abgesunken, als würde er jeden Moment vom Erdboden verschluckt.

Die umgebende Landschaft, die eindrucksvolle Gebirgskette war nicht sichtbar, blickte man gerade aus, sah man nur steile Wiesen oder Wälder. Der Himmel wirkte wie ein Deckel.

Bei meiner Erkundungstour fand ich heraus, dass sich bereits im 2. Jh. v. Chr. eine Siedlung der Räter in Birga befand, diese bauten ihre Siedlung jedoch auf dem umliegenden Hügel, und nicht, wie die Menschen heute, im Kessel. Ich begann über die Beweggründe der Menschen, die in Birga wohnten, nachzudenken.

Warum bauten die Menschen vor mehr als 2000 Jahren auf dem höher gelegenen Platz und die Menschen heute bauen ihr Haus in einem Kessel ohne Aussicht?

Was veranlasst die Bewohner hier zu wohnen? Hat der Ort vielleicht Qualitäten, die ich auf den ersten Blick nicht erkennen konnte? Zudem bemerkte ich auch, dass einige der Häuser von meterhohen Hecken umgeben waren. Wenn ich schon an so einem versteckten Ort ein Haus habe, warum brauche ich dann noch eine Umzäunung, die keine Kommunikation mit der Umgebung, mit den Nachbarn, zulässt? Wollen sich die Bewohner total von der Außenwelt abschotten?

Diese Fragen gingen mir durch den Kopf und ich fing an, mich mehr mit der Siedlung als Typologie zu beschäftigen. Birga schien kein Einzelfall zu sein, bei meiner Recherche fand ich mehrere solcher Siedlungen, die, aus meiner Sicht, an Orten standen, wo ich nie im Leben ein Haus hin bauen möchte.

Ich schaute mir die Siedlung genauer an, den Bezug der Gebäude zu ihrer Umgebung, den Garten, das Wohnhaus, die Innenräume. Ich versuchte mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen, was sich oft mehr als schwierig gestaltete. Dabei fand ich heraus, dass es immer wiederkehrende Typologien, Muster gibt. Auch wenn die Häuser sehr individuell gestalten wurden, teilweise sogar von den Bewohnern selbst aufgebaut, gab es die gleichen Muster, mit denen die Häuser fast baukastenartig zusammengesetzt wurden.

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