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Designing the Migropolis / Katharina Paulweber

30.09.2013

Am Ende dieses Jahrhunderts wird die Welt eine verstädterte sein. Kaum mehr ein Mensch wird an dem Ort leben, an dem er geboren wurde. Die Slums, Shantytowns, Barrios, oder wie man die oft illegal entstandenen Randzonen größerer Städte sonst nennt, werden dabei zu einer ersten Ankunftszone, zu einer „arrival city“, die eine enorme Vielfalt an verschiedenen Lebenswelten beinhaltet. Als „Nebeneinander des Verschiedenen“ werden dort die unterschiedlichen Realitäten ständig neu verhandelt und in ihr lokales Umfeld eingebettet. Jeder der Ankömmlinge, ob in einer Gruppe oder allein, bringt dabei sein inhärentes urbanes Programm mit, das er in die gebaute Struktur der vorhandenen Stadt einschreibt. Einer „Logik des UND“ folgend wird so eine neue Kultur geschaffen, die sich aus diesen unterschiedlichen globalen Praktiken zusammensetzt und lokal verortet. Außenstehenden erscheint diese Verortung oftmals ‚chaotisch‘, doch lässt sich bei genauerer Betrachtung eine interne Logik dieses Chaos erkennen, das als „autopoietisches Verfahren“ den Raum erzeugt und fortan prägt.
Die Architektur übernimmt dabei meist nur noch die Rolle einer „reinen Struktur“, einer Hülle, die mit materiellen Gütern bespielt wird. In Form einer „portablen Heimat“ führen die Migranten diese Güter mit sich, die ihrerseits maßgeblich zur Erhaltung und Schaffung ihrer Identität außerhalb
ihrer gewohnten Umgebung dienen. In Realität leben allerdings meist verschiedene Gruppen nebeneinander, deren Räume sich in weiterer Folge durchdringen und mischen. Die hybriden Räume die dabei entstehen, sind ebenso wandelbar wie andauernd in Bewegung und beschreiben fortan ein „Kontinuum von Diskontinuitäten“.
SAUNDERS Konzept der „arrival city“ wird dabei zu einer gebauten Manifestation dieser ungeplanten und oft unkontrollierten Bewegung der
Migration. Das Chaos tritt dabei anstelle des Rasters der europäischen Moderne und schafft so ein völlig neues „System zur Beherrschung des Ortes“. Eine „Dynamik des Werdens“ tritt anstelle einer vordefinierten Ordnung. Die „autopoietische Produktion von Raum“ ersetzt dabei jene der Planung und ein System der dynamischen Selbstorganisation tritt anstelle architektonischer wie politischer Regulierungen.
Die Arbeit stellt ein Regelwerk auf, das sich aus der Überlagerung der urbanen Programme sowie deren Überschneidungen innerhalb hybrider Räume mit verschiedenen Theorien wie BOERIs „combinatory regularities “, BUNSCHOTENs „proto-urban conditions “, HILLIERs „configurations “ sowie SAUNDERs „arrival city“ ergibt. Sie lässt dabei allerdings den Dualismus dieser Konzepte hinter sich und schafft so ein neues Vokabular, das es ermöglicht eine hybrid gewordene Stadt zu beschreiben, die sich als „angebundener “ wie „isolierter“ Raum zur gleichen Zeit präsentiert. Auf Grund der generischen Situation innerhalb der unterschiedlichen „arrival cities“ kann dieses Regelwerk dann überall dort angewandt werden, wo es gebraucht wird.

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