Kunst. Was ist Kunst? Wer definiert den guten, wer den schlechten Geschmack? Die bereits definierten Kunstformen reichen von der hochgeschätzten Avantgarde bis hin zum alltäglichen, sozialen Kitsch. Diese Formen bilden einen lebendigen Organismus und können ohne die Definition der anderen nicht existieren. Kunst kann zu Kitsch werden, genau wie Kitsch zu Kunst werden kann. Die Veränderung von einer Form zur anderen geschieht immer schneller, kaum etwas hat noch Bestand. Nur wirklich bedeutende Werke können sich noch halten. Die Übergänge beginnen zu verschwimmen und können nicht mehr klar unterschieden werden. So stellt sich die Frage ob man als schaffender Künstler, als Architekt, noch darauf hinarbeiten soll etwas Großes, Zeitloses zu erschaffen, das eventuell zum Kitsch verfällt, oder ob man sich dem Wunsche der Massenkultur unterwirft. Die Gefahr dabei ist sich selbst zu verlieren und nur für den Erfolg beim aktuellen Trendvolk zu leben. Zum Teil bietet dies die Chance sich ständig neu zu erfinden und neue Formensprachen zu entwickeln, doch wird man sich so nie von anderen unterscheiden. Große Literaten, Künstler und Philosophen beschäftigen sich mit der Dialektik von “Gut” und “Schlecht”. So betrachtet zum Beispiel Umberto Eco die Kunst und ihre Formen als zusammengehörig. Der Kitsch ist nur ein Teil des Ganzen und hat genauso eine Daseinsberechtigung wie die Avantgarde. Dennoch wird die Formensprache und die übermittelte Botschaft des Kitsch als minderwertig betrachtet und grenzt sich deutlich von der Avantgarde ab. Nur durch eine Umschichtung der Struktur der enthaltenen Botschaft in einem Kitsch-Werk, kann es zu Avantgarde-Kunst lancieren. Konrad Paul Liessman vertieft das Thema noch weiter indem er den Kitsch für sich stehen lässt. Er unterteilt die Thematik weiter in “Kitsch-Art”, “Haushaltskitsch” und Kult, der aus allem entstehen kann, das große Verehrung findet. Liessman geht sogar soweit den Kitsch, den “schlechten Geschmack” also, als eine Befreiungsbewegung von den Denkanstößen zu denen uns die Avantgarde-Kunst zwingt zu betiteln. Nur wer den Kitsch mit Wissen und Ironie betrachten kann, auch den einfachen Künsten zu frönen in der Lage ist, ist laut Liessman der wahre Kunstkenner und verfügt über “guten Geschmack”. Für beide ist Kitsch ein Phänomen der Massenkultur, für Eco etwas das aus der Abnutzung der Avantgarde durch deren Massenproduktion stammt. Für Liessman etwas, das einfach jeder besitzen und genießen kann. und beide nennen den Überbegriff des Kenners, einer anonymen Instanz, die die Macht hat “gut” von “schlecht” zu unterscheiden. Susan Sontag betrachtet in ihrem Essay “Notes on “Camp”” ein ähnliches Phänomen wie das des Kitsches. Das Wort bedeutet übersetzt etwa: tuntig, schwul, übertrieben, too much, oä.“Camp” neigt wie Kitsch zu Übertreibungen. Es ist nichts was natürlich entsteht. Anders als Kitsch kann “Camp” nie mit der Absicht erzeugt werden, “Camp” zu erschaffen. Es muss zuerst eine Weile existieren bevor man einem Werk diese Bezeichnung auferlegen kann. “Camp” soll keine Botschaften vermitteln, es soll für sich stehen und als solches genossen werden. Wo also im Kitsch noch eine, zwar leicht verkümmerte, Botschaft enthalten ist und auch gelesen wird, ist dies bei “Camp” nicht der Fall, denn sobal man versucht, die Absicht dahinter zu ergründen und die Botschaft zu lesen, verschwindet die Kunstform. Man könnte “Camp” als Absolute des Kitsch verstehen, da es nur um den Genuss geht und keinerlei Denkanstoß dahinter steht. Natürlich aber, wurden auch Werke des “Camp” als Statement eingesetzt um zum Beispiel Neigungen auszudrücken oder zu provozieren. Da sich viele “Camp”-Werke im Bereich der erotischen (homosexuellen) Darstellungen bewegen. Der Kenner spielt auch hierbei eine Rolle, denn nur er kann “Camp” es solches identifizieren. Unserer Generation wird Kunst, ob aktuell oder archiviert noch auf eine andere Weise vermittelt. Durch Webseiten. Blogs auf denen Einzelpersonen oder Redaktionen alles präsentieren was von ihnen für “gut” befunden wurde. Hier bekommt die Figur des Kenners zum ersten Mal ein Gesicht. Bestimmte Personen wählen “Gutes” aus und verbreiten es weiter. Im Falle von “MocoLoco” ist das “Gute” beinahe im Überfluss vorhanden. Es scheint hier eine Popularisierung von Kunst, von Architektur stattzufinden, die wiederum an Massenkultur erinnert. Noch klarer ist das Bild des Kenners im Bezug auf den Blog “Archidose” zu erkennen. Hier vermittelt ein Mann, John Hill, die Architektur, die in seinen Augen gut ist. Er ist ein Kenner, der sein Wissen weitervermitteln will um, vielleicht, neue Kenner zu erschaffen. Das Problem der virtuellen Kenner, wie sie auf Blogs zu finden sind, ist, dass es eine enorme Menge davon gibt. Der Empfänger kultureller Botschaften, oder in diesem Fall “user”. Hat nun erneut die Aufgabe erhaltene Botschaften zu decodieren und den Inhalt zu interpretieren. Können wir uns nun also durch die rasante Entwicklung der Kunst, der Architektur nicht mehr, wie vielleicht früher einmal auf den Geschmack der Kenner verlassen? Ist das die Chance für jeden einzelnen zum Kenner zu werden? Nur wo liegt dann der Wert des Kenners? Und wie entwickelt man eine neue, zukünftige Architektursprache ohne seine Hilfe?