Fundamentals ist der Titel und das Hauptthema der Architekturbiennale in Venedig 2014, der Kurator dieser Architekurausstellung, Architekt Rem Koolhaas, unterstellt, dass jeder Architekt ‚anytime, anywhere’ unvermeidliche, unveränderliche Elemente gebraucht wie Tür, Boden, Decke, und so weiter. Das gemeinsame Thema für die Nationanpavillons heißt „Absorbing Moderneity: 1914 – 2014“ und beschäftigt sich mit der Evolution der nationalen Architekturen der letzten 100 Jahre, also seit dem Beginn des Ersten Weltkrieges. Koolhaas spricht die Vermutung aus, dass sich spezifische und lokale Architekturen im Rahmen der Globalisierung aufgelöst haben und damit nationale Identitäten mehr oder weniger austauschbar geworden sind. Dabei behauptet er, dass nationale Traditionen nur bis zum Anfang des Esten Weltkrieges Sinn machen, da er diesen als Anfang der Globalisierung und der damit verbundenen Auflösen des Nationalstaates wahrnimmt. Aus dieser These heraus bekräftigt er seine Aussage, dass jede national oder regional geprägte Tradition nach 1914 eine Erfindung, ein Konstrukt und Propaganda wäre.
Koolhaas’ Ideen und Unterstellungen sind der Ausgangspunkt dieses Buches.
Zum Auffinden von Fundamentals – immer wiederkehrender Elemente in Innsbruck und Umgebung – wurde die von Raoul Bunschoten entwickelte Methode des „Bohnenwurfs“ als Methode des Lesens fragmentierter Stadtlandschaften angewendet.2 Auf eine auf dem Tisch ausgebreitete Karte des zu untersuchenden Gebietes werden dabei Bohnen geworfen. Das Wurfergebnis, dieses auf dem Zufall beruhenden Prinzips, markiert eine Anzahl von Orten, die zum Gegenstand kleinräumiger Feldstudien werden. Anhand der vor Ort gefundenen Merkmale, die in mehreren dieser untersuchten Bohnengebiete wiederkehrend vorgefunden wurde und miteinander in Beziehung gesetzt werden konnten, hat sich ein Forschungsthema herauskristallisiert, dass Stellung bezieht zu Rem Koolhaas Aussagen und folgender Fragestellungen:
Wie verhält die Modernität sich zum Unveränderlichen? Ist es nicht so dass in einer globalisierten Welt gerade die regionalen Unterschiede wichtiger werden, ja sogar durch die Globalisierung produziert werden?
Wie verhalten sich globale, moderne Tendenzen hier zum Wunsch regionale Traditionen zu gestalten?
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher mit einer Sehnsucht nach Heimat und stellt gleichzeitig auch eine neue Herangehensweise an den Denkmalschutz dar.