In der vorliegenden Arbeit wird in drei Teilen (Part I, Part II und Part III) vom Research, über Überlegungen, bis zu fiktiven Geschichten als Teil eines Graphic Novels, die hypothetische Entwicklung der modernen Gesellschaft hin zu einer Hybridgesellschaft in der näheren und fernen Zukunft behandelt. Das Endresultat dieser Arbeit bildet im weiteren Verlauf ein selbst verfasster und illustrierter Graphic Novel, begleitet von einer Sammlung von Skizzen und Ideen zum Buch.
Part I beschreibt die drei ersten Schritte zu Beginn des Semesters. Als Ausgangspunkte zum Erarbeiten eines Themas wurden Texte, Auszüge aus Büchern, Essays und Filme in Gruppen verteilt und individuell in ebenjenen erarbeitet und präsentiert. Als erster Teil der Recherche – zu diesem Zeitpunkt stand noch keineswegs die Idee zum Verfassen eines Graphic Novels, ebenso wenig die Handlung davon fest – diente ein Auszug aus Staying with the trouble.
Making kin in the Cthulucene, einer Essaysammlung von Donna Haraway.
Diese handelt von einem Szenario des ethischen Zusammenlebens aller Arten für zukünftige Generationen. Ihr Vorschlag ist es, Verwandtschaften nicht mehr an biologische Linien zu binden, sondern sie Arten übergreifend zu gestalten. „Make kin, not babies!“ ist der Schlachtruf, der ihrem Buch zugrunde liegt. Haraway sagt, dass wir das Anthropozän, das vom zerstörerischem Individualismus geprägte Zeitalter, überwinden müssen, zugunsten einer freundlicheren Ära des Zusammenlebens, dem Cthuluzän.
Zweiter vorgeschlagener Teil der Recherche war der Film Story Telling for Earthly Survival von Fabrizio Terranova, ein Film, der aus einer Mischung biografischem Materials Donna Haraways Leben und ihren philosophischen Ideen aufgebaut ist. Der Film skizziert das Leben Haraways, beginnend mit Erzählungen aus hrer eher konservativen Kindheit, bis hin zu ihrer ungewöhnlichen Wohngemeinschaft mit ihrem Exmann, seinem euen Lebenspartner und den gemeinsamen Hunden. Zu dieser Zeit machte sie sich erstmals viele Gedanken über alternative Formen des Zusammenlebens, ihre Theorien zur Verwandtschaft ohne biologische Reproduktion und mögliche zukünftige Gesellschaften.
Der dritte Teil der Recherche war das Kapitel Eine Böse Ökologie aus dem Buch Die Illusion des Endes oder der Streik der Ereignisse von Jean Baudrillard. Nachdem Baudrillard sich über den Menschen und seine Umwelt äußert und sagt „we are turning more and more into garbage“, geht er ebenso zynisch auf das Experiment mit der Biosphäre II ein.
Er vergleicht sie mit Disney, mit einer amerikanisierten Vorstellung und Inszenierung einer Fake-Umwelt, welche sich laut ihm nur als Attraktion, weniger als ehrliches Experiment, eignet. Die Natur verliert durch solche Experimente ihr Recht zu leben, da sie zum Tode verurteilt wird – gleichzeitig
soll der Tod durch eine Künstlichkeit überkommen werden:
„In former times, the dead were embalmed for eternity, today the living are being embalmed with life in their lifetimes.“
Beeinflusst durch die „Make kin, not babies!“ Idee und die Vorstellung einer möglichen Zukunft von Hybrid-gesellschaften von Donna Haraway, der kritischen Betrachtung eines durch den Menschen hervorgerufenen Endzeitszenarios sowie dessen möglichen „overcome“ von Jean Baudrillard, wurde aus eigenem Interesse immer weiter in Richtung Hybriden und Science Fiction recherchiert. Was, wenn sich anstelle einer Veränderung der Umwelt, oder einer Präservierung wie in einer Biosphäre II, der Mensch ändert? Was ist der Grund für diese unantastbare Heiligkeit des menschlichen Körpers? Den Part II dieser Arbeit bildet die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Hybriden und Hybriden in der Kunst, sowie dem Ursprung der Begrifflichkeit und der Umgang mit Hybridität in Wissenschaft, Literatur und Film.
In der Kunst ist der Hybrid ein lange zurückreichendes Thema, welches bis in die zeitgenössische Kunst seinen Platz einnimmt und sehr wohl Zukunftspotential hat, wie es auch Donna Haraway schon prophezeit. Sowohl die Ästhetik eines solchen Hybriden, als auch die Hintergrundgeschichte oder ganz allgemein das Leben, welches ein Hybrid führen könnte, ist die Hauptüberlegung und gleichzeitig Ausgangspunkt der folgenden Arbeit und weiterführend zentraler Inhalt eines Graphic Novels mit dem vorläufigen Titel Stories of the Age of the Incarnate Arc.
Part III ist sozusagen der schöpferische Teil der Arbeit. Ausgehend von diesen verschiedenen Recherchen und Einflüssen (an welchen parallel weitergearbeitet wird) wurde nun begonnen Geschichten zu schreiben, in welcher eine zukünftige Hybridgesellschaft die Hauptrolle spielen soll, unterlegt durch verschiedene Arten der Darstellung.
Weiters interessant ist der Umgang mit Umwelt und Architektur in der Zukunft – in welchen Gebäuden leben diese Hybriden? Was passiert mit der bisherigen Umwelt – ist eine solche überhaupt noch wiederzuerkennen?
In den nächsten Monaten wird also an Spekulationen eines möglichen Cthuluzäns weitergearbeitet. In den sich im letzten Teil befindlichen Geschichten des Graphic Novels spielen Genmanipulation und Biohacking für die Voraussetzungen des Weltuntergangssettings eine führende Rolle, die beeinflusst ist von der Idee unabhängiger WissenschaftlerInnen, welche in einer (schnell wachsenden) Community eine demokratische Wissenschaft propagiert, und – in den Geschichten integriert – nach neuen Lösungen für das Überleben mehrerer Arten sucht.
Die erste Geschichte beschreibt die Situation eines Endzeitszenarios, in welchem die Menschheit sich durch ihr eigenes Fehlverhalten schlussendlich selbst auszulöschen beginnt. Durch ein fehlgeschlagenes Experiment die Sonne aufgrund von einer vermeint-lichen Klimakontrolle etwas zu dimmen, verdunkelt sich die ganze Erdatmosphäre – der Strom, welcher zu diesem Zeitpunkt (wir befinden uns circa 100 Jahre in der Zukunft) fast 100 prozentig über Sonnenenergie gewonnen wird, fällt aus. Die noch übergebliebenen fossilen Brennstoffe werden im Zuge eines letzten 100-jährigen Weltkriegs erkämpft und ausgeschlachtet.
Parallel zu dem Experiment, welches mit dem Versuch einer Atmosphärenverdunkelung die gesamte Erdbevölkerung einschließlich Tieren und Pflanzen in Gefahr zu bringen scheint, beschloss ein Team aus WissenschaftlerInnen mittels des CRISPR-Verfahrens eine neue Art von Hybriden zu schaffen, welche wie eine fleischgewordene Arche den zukünftigen Bedingungen auf diesem Planeten standhalten sollen und die Arten als fusioniertes, daptiertes Wesen vorm Aussterben zu bewahren.