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Der Berg muss ein Buch werden / Angelika Schnell

4.01.2008

Zehn Jahre hat S,M,L,XL, dessen Auflage angeblich sechsstel- lig ist, inzwischen auf dem Buckel. Sein Einfluß scheint nicht zu schwinden. Ohne zu zögern, wird es in einem Atemzug als “Bibel” und als zeittypisches Produkt einer “von Bildern ge- steuerten Kultur” hofiert.1 Es soll die Architektur-Monogra- phie neu definiert haben und einer ganzen Generation von Architekten als Referenz dienen. Weil es zugleich Anlaß und Ergebnis einer Krise des Büros ist, die als Krise der Architek- tur gilt, braucht es wohl das ganze Gewicht von zweieinhalb Kilogramm für den Ritt auf der Kanonenkugel. Manche halten es für das “Buch des Jahrhunderts”, andere für ein inhaltslee- res Machwerk. Einig sind sich die meisten über seine enorme Außenwirkung. Und die geht nicht von den Projekten (die meisten kennt man ja), sondern vom Format und von der Ge- staltung aus. Denn Format und Gestaltung von S,M,L,XL sind selber sein Inhalt und sein Programm. Was normalerweise rei- ne Dienstleistung (treue Übersetzung der “ästhetischen Prinzi- pien”), ist bei diesem Mammutbuch das opus magnum selbst, die Bündelung und Anwendung sämtlicher Entwurfsprinzipi- en des Office for Metropolitan Architecture – aber eben nicht bezogen auf ein Architektur-, sondern das eigene Buchpro- jekt. Deshalb ist S,M,L,XL ein artistisches Buch und kein bi- bliophiles.

Zuerst erschienen in: 175 archplus, Aachen, Dezember 2005

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