The Future Language of Architecture ist ein Science Fiction Projekt im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist zum Teil ein theoretisches und zum Teil ein rein spekulatives Projekt. Dabei wurden Texte lesen und selbst geschrieben, aber auch Bilder produziert und damit versucht, die Texte hinter sich zu lassen.
Es gab zwei Anlässe für dieses Projekt: Der eine ist ein Erlebnis, das man zum Beispiel in einem Zug in den Niederlanden haben kann, wenn man neben einer Gruppe Teenager sitzt mit unterschiedlichen Migrationshintergründen: man kann dann erleben wie diese Teenager in einem Gespräch und sogar in einem Satz mühelos wechseln zwischen Niederländisch, Marokkanisch, Türkisch, Papiamento und selbstverständlich Ausdrücken aus der Rap-Kultur. Irgendwie könnte man vermuten, dass daraus irgendwann eine neue, globale Sprache entstehen könnte. Wäre so etwas Ähnliches denkbar in der Architektur, die jetzt zerstückelt ist in Gebäude und Lager, die desperat unterschiedlich sind und worin Parametristen heute kaum noch mit Dekonstruktivisten, Modernisten oder noch Andersdenkenden reden können? Alle beweihräuchern sich nur noch im eigenen Kreis. Wie würde so eine zukünftige Architektursprache aussehen?
Das andere Erlebnis ist das Aufkommen der Mashup-Kultur. Darin werden – vor allem in der Musik – unterschiedliche Stile und Stimmungen nicht mehr brüchig collagenhaft zusammengestellt sondern es entstehen organisch verschmolzene neue Songs oder Kunstwerke mit einem überraschenden neuen Charakter. Diese Entwurfsmethode verlangt nicht nur ein intellektuelles Verständnis unterschiedlicher Stilrichtungen, Samples, Zitate usw., sondern auch eine eloquente intuitive Kennerschaft (lange in der Kunsttheorie verpönt) und die technische Beherrschung dieser. Am Anfang dieser Kultur steht nicht nur die multikulturelle, globale Gesellschaft, sondern auch neue digitale Techniken wie Sampling, Morphing usw., die alle aus der digitalen Musik kommen und Strategien wie Character Design, die aus den Film, Fernsehen und Game-Design kommen. Könnte Mashup auch eine Methode sein, um die unterschiedlichsten Architekturrichtungen überzeugend zu einem neuen Ganzen zu schmieden oder wenigstens wieder nebeneinander existieren zu lassen ohne dass es den Augen weh tut?
Der Titel des Projektes ist selbstverständlich eine Anspielung an Charles Jencks’ Buch ‚The Language of Post-Modern Architecture’ von 1977. So wie es im Laufe der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts in fast allen Künsten und Wissenschaften immer üblicher wurde und unter Einfluss des sogenannten ‚Linguistic Turn’ in der Philosophie, versuchte Jencks in ‚The Language of Post-Modern Architecture’ die Architektur im Allgemeinen als Sprache zu deuten. Sein Buch ist aber auch ein Plädoyer für eine extravertiert kommunikative Architektur, die nicht zuletzt mit den Mitteln der Popularkultur das große Publikum wieder ansprechen sollte. Jencks sah in den ersten Bauten und Entwürfen von unterschiedlichsten jungen Architekten in den siebziger Jahren die Keime für das, was er eine Post-Moderne Architektur nannte. Dass Farbfotographie und Farbdruck in derselben Zeit viel billiger wurden und das Aufkommen der Erlebniswirtschaft verhalfen dieser damals neuen und fröhlichen Architektur zu einem enormen Aufschwung und verbreiteten sie über die ganze Welt. Wir können heute kaum Post-Moderner Architektur entkommen, auch wenn wir es möchten. Sie ist Teil unseres Alltags. Oder, wie Hari Kunzru von The Guardian schreibt: „We have lived through the end of postmodernism and the dawning of postmodernity.“
Jetzt, wo die Post-Moderne Architektur gerade im Museum beigesetzt wird und Kritiker diese Fragen stellen, kommt für uns die Frage auf, was es denn heute für Keime einer neuen Architektur gäbe. Ist es wirklich sowie einige Kritiker meinen, dass das Internet die post-moderne Architektur abgelöst hat? Oder hat das Internet mittels Blogs und Bildsuche, die jede Neuigkeit innerhalb von Sekunden der ganzen Welt vorstellen, die Verbreitung des Postmodernismus beschleunigt? Haben digitale Techniken den Postmodernismus ersetzt? Ist es noch ausreichend oder angemessen über Architektur als Sprache zu reden oder ist die Architektur Teil einer umfassenderen visuellen Kultur geworden? Wie sieht die zukünftige Architektur aus als Sprache oder Bilderwelt und wie sollen wir darüber reden und schreiben, wie und mit welchen Mitteln sollen wir sie fördern und/oder kritisieren?
Das Projekt ist in 3 Blocks unterteilt: Im ersten Block wurden zuerst gemeinsam Texte gelesen, die sich mit Architektur als Sprache auseinandersetzen. Diese wurden zusammengefasst und ein Titelbild für diese Texte produziert. Anschließend folgten Texte zu Semiotik und Visual Culture, ebenfalls zusammengefasst und ein Titelbild dafür produziert. Im zweiten Block wurden ausgewählte Architekturzeitschriften und Blogs analysiert und auch hier wieder Bilder produziert, die quasi als Titelbild die ganze Bildproduktion dieser Zeitschriften und Blogs zusammen zu fassen versuchen. Im dritten Block wurden entweder Bilder einer zukünftigen Architektursprache entwickelt, die mit einem manifestartigen Text untermauert wurden oder ein Text geschrieben, der uns helfen könnte einer zukünftigen Architektur auf die Spur zu kommen. Der Text wurde mit Bildern untermauert. Die StudentInnen arbeiteten in Paaren; das Endresultat war in allen Fällen ein Buch.