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Alles ist Architektur I

In diesem Studio setzte sich Architekturtheorie.eu mit der Wiener Avantgarde der 60er und 70er Jahre auseinander. Diese Periode war bis zur Ölkrise von 1973 durch ein enormes Vertrauen in wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt geprägt, obwohl auch neue Formen von Kritik entstanden. Populär- und Jugendkultur errangen einen neuen Status neben der traditionellen Hochkultur. Weltweit gründeten ArchitektInnen Kollektive, die, inspiriert von Rock- und Jazzbands, visionäre Entwürfe produzierten für neue Architekturen und Städte – so auch in Österreich. War dies die letzte Avantgarde?
„Der Umwelt als Gesamtheit gilt unsere Anstrengung und allen Medien, die sie bestimmen“, schreibt Hans Hollein 1967 in Alles ist Architektur, einem Manifest, mit dem er für einen erweiterten Architekturbegriff plädierte, „dem Fernsehen wie dem künstlichen Klima, den Transportationen wie der Kleidung, dem Telephon, wie der Behausung. (…) Heute wird gewissermaßen alles Architektur. (…) Unter den verschiedensten Medien, welche heute unser Verhalten und unsere Umgebung definieren – als auch als Lösung bestimmter Probleme – ist Architektur eine Möglichkeit.“ Fasziniert von den Theorien von Marshall McLuhan wurde die Stadt zum global vernetzten Dorf und die Architektur als technologische Erweiterung der Sinne, Organe und Gliedmassen gedacht. In den Entwürfen und Installationen von Hans Hollein und Walter Pichler, Haus Rucker Co., Coop Himmelblau, Zünd-Up, Domenig und Huth und Salz der Erde verschwommen die Unterschiede zwischen Kunst, Design, Bekleidung, Architektur und Städtebau. Das besondere an den Österreichischen Avantgardisten war, dass sie ihre Visionen nicht nur zeichneten, sondern auch in größeren und kleineren Installationen die Auswirkungen der neuen Technologien auf Körper und Geist bei allem Optimismus kritisch untersuchten. Diese Experimente wurden außerdem in Texten genau definiert.
Was bedeuten diese Experimente heute, in einer Zeit, in der globale Netzwerke von Medien und Mobilität, sowie Prothesen und Transplantationen fast eine Selbstverständlichkeit sind und die Populärkultur nicht unterdrückt, sondern selbstverständlich geworden ist? Wie verhalten die Experimente der 60er sich zur heutigen experimentellen Architektur?

Coop Himmelblau – the sky is the limit / Clara Jaschke & Johanna Zuegg

Die Sechziger Jahre des 20.Jahrhunderts – geprägt von sozialen und kulturellen Revolutionen, von Hippiebewegung, Vietnamkrieg. Am 21.Juli 1969 betritt Neil Armstrong als erster Mensch den Mond und spricht die berühmten Worte: „That‘s one small step for man… one..giant leap for mankind.“ Mit dieser Mondlandung hat der Mensch sich den Weltraum erobert, und schon in den Jahren die auf dieses Datum hinführten begeistert die […]

[Un]Built. Raimund Abraham / Nadine Wechselberger & Elisabeth Wolfsgruber

Im Rahmen unserer Bachelorarbeit beschäftigten wir uns mit dem Thema „Alles ist Architektur“. Im Hinblick auf die österreichischen Architekten der 1960er-Jahre-Avantgarde konzentrieren wir uns auf den Osttiroler Architekten Raimund Abraham. Raimund Abraham beginnt in frühen Jahren mit seinem Buch „Elementare Architektur“ und beschäftigt sich sein gesamtes Leben mit der Frage nach Grundformen der Architektur. Diese Grundidee erstreckt sich durch seinen Lebensweg und spiegelt […]

Understanding Haus-Rucker-Co / Gülten Kaddar

„Umwelten sind keine passiven Hüllen, sondern eher aktive Vorgänge, die unsichtbar bleiben. Die Grundregeln, die durchgängige Struktur und die umfassenden Muster der Umwelten entziehen sich einer oberflächlichen Wahrnehmung. Von Künstlern geschaffene Gegen-Umwelten oder Gegen-Situationen liefern Mittel, die unmittelbar unsere Aufmerksamkeit erregen und es uns ermöglichen, klarzusehen und zu verstehen.“ Dieser Satz McLuhans könnte wie ein Paradigma […]

Zünd-Up. Salz der Erde / Eva Ludescher & Hasret Yilmaz

Der Umgang der österreichischen Gesellschaft mit der NS-Vergangenheit war geprägt durch ´Verdrängen´, ´Vergessen´ und ´Tabuisierung´. Zwar wurde am 8. Mai 1945 in Österreich das NS-Verbotsgesetz beschlossen, die Entnazifizierung wurde aber nur teilweise und halbherzig vollzogen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich Österreicher hauptsächlich als Opfer sahen. Wichtige Positionen wurden durch Personen mit NS-Vergangenheit besetzt. Darunter auch Professoren an Österreichs Hochschulen. Neben […]

Superstudio. Der Zwang zur Freiheit / Theresa Kraus & Maximilian Unterfrauner

„Avantgarden beantworten zentrale Fragen ihrer Zeit.“ Von der Avantgarde wird, sollte diese These zutreffen, einiges abverlangt. Doch was genau ist eigentlich eine Avantgarde? Setzt man sich mit dem Begriff auseinander, stellt man fest, dass er sich aus den französischen Wörtern „avant“ und „garde“ zusammensetzt, wobei avant „vor“ bedeutet und „garde“ eine Elitetruppe beim Militär bezeichnet. Das heißt, eine Avantgarde ist eine elitäre […]

Planungsgruppe Domenig & Huth. In der Schwebe zwischen Idee und Wirklichkeit / Theresa Kraus & Maximilian Unterfrauner

Die 1960er-Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs; in vielen Städten Europas gab es Studentenbewegungen und Demonstrationen, die sich gegen die konservativen Werte der Elterngeneration oder auch gegen die Verdrängung des Nationalsozialismus richteten. Es waren jedoch nicht nur negative Beweggründe, die für eine Aufbruchsstimmung unter den Jugendlichen sorgte: „Der Aufbruch der neuen Generation, angeführt von Bernhard Hafner, stellte ein in die damalige Zeit eingebettetes Phänomen […]

Missing Link – Der Titel ist Programm / Cornelia Toifl & Anna Lerchbaumer

Die Schaffensphase der Gruppe Missing Link ist im Vergleich zu anderen österreichischen Avantgarde- Gruppen der 60er- und 70er-Jahren an dessen Ende einzuordnen. Auch die internationale Avantgarde hatte sich zu dieser Zeit schon mit all dem beschäftigt, was die Welt noch besser, schneller und vernetzter machen könnte. Die großen Innovationen, technologisch wie auch künstlerisch, wurden daher bereits eingeführt. Die traditionsbrechenden Ideen und Phantasien der Künstler […]

Kreativkonsum / Lena Ganahl & Elias Baumgarten

Anleitung Nehme einen Stift in die Hand. Entscheide kreativ welchen. Suche dann auf dem Spielfeld den Punkt mit der Nummer eins. Das ist der Startpunkt. Verbinde jetzt kreativ Punkt für Punkt. Du musst selbst über die Reihenfolge entscheiden. Dein Versuch ist ungültigen, wenn du dich beeinfl ussen lässt. Male nicht von anderen ab. Du darfst […]

Science-Fonction / Julie Hoffmann & Sabrina Klein

Science (lat. Scientia) bedeutet „to scire“, „to know“. Fiction (lat. Fictio: fi ngere) meint „to shape“ or „to form“. Sci-Fi sind zwei Wörter die per Bindestrich sowohl zusammen gehalten als auch getrennt werden… Der Ursprung der Science-Fiction fällt zeitgleich mit dem Ursprung der technologischen Moderne und deren Wissenschaftsglauben. Der Begriff wurde erstmals, so der Schriftsteller Felix J. Palma in seinem Buch „Die Landkarte […]

Hollein zerlegt / Melanie Marmsoler & Stefanie Schweiger

„Alles ist Architektur“ ist der Satz, der meist in einem Atemzug mit Hollein fällt. Veröffentlicht wurde dieser bekannte Satz 1968 in der Zeitschrift „Bau“. Hollein brachte ein 28 seitiges Manifest heraus, das fast ausschließlich von Bildern getragen wird. Bilder, die stellvertretend für die aufregende Architektur der 60er Jahre sprechen. Hollein schreibt über das Ende der herkömmlichen Definition und Abgeschlossenheit des Begriffes von Architektur […]

Walter Pichler / Georg Fliri, Martin Gassmann & Karin Innerhofer

Dieses vorliegende Buch beschäftigt sich mit dem Schaffen Walter Pichlers, insbesondere in den 60er Jahren. Im folgenden Text wird der Versuch unternommen Walter Pichler in den Kontext der damaligen Zeit zu integrieren, dies gilt vor allem für die damals gesellschaftskritischen Thesen von Marshall McLuhan und Herbert Marcuse.

Weltumspannende Revolution / Jennifer Karl & Jasmin Preßlaber

Den Auftakt des Buches gab die Ausgangsthese „Die Avantgarde entsteht immer aus einer Krise“. Die Einführung in die Retrospektiven der Avantgarde ist fundamentaler Bestandteil unserer Arbeit und basiert auf Texten über die Gesellschaft und Kultur der 1960er und 1970er Jahre. Die folgenschweren äußeren Umstände in der Nachkriegszeit sorgten für einen entscheidenden revolutionären Bruch. Diese Situation führte unter den Jugendlichen zu einer zunehmenden Unzufriedenheit […]

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